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Körperbild Teil 1: "Body-Shaping" und Zufriedenheit

Training verbessert das Bild, das ich von mir selbst habe (body image). Das wurde in einer Meta-Analyse von 121 Studien bestätigt [1].

Aber was hat es mit so einer Aussage auf sich, die sechzehn Seiten einer Studie auf einen Satz reduziert?

 

Training und Abnehmen:

Bekomme ich ein positiveres Körperbild, weil ich durch Training abnehme und Muskeln aufbaue?

Unwahrscheinlich! Nicht nur, dass das von den genannten Untersuchungen nicht bestätigt werden kann[*], die Chance nur durch Bewegung und Training wirklich abzunehmen ist recht gering. Entgegen der allgemeinen Meinung schaffen es nur wenige Menschen ihren Körper durch Kraft- und Ausdauertraining dauerhaft zu gestalten [2]. Trotzdem ist natürlich Fitnesstraining ein wichtiger Teil eines gesunden Lebensstils und führt zu einer Verbesserung der Körperzusammensetzung und anderer Gesundheitsparameter. Besonders übergewichtige, jungen Menschen profitieren stark von Bewegung und Training [3][4].

 

Das bedeutet aber noch lange nicht, dass sich der Körper einer durchschnittlichen erwachsenen Person durch etwas Fitness-Training oder Sport optisch stark verändert. Konstantes Training über längere Zeit und mehrmals in der Woche ist nötig, um Gewicht zu reduzieren oder Muskeln aufzubauen.

Es ist keinesfalls unmöglich! Einige Menschen schaffen es sich körperlich neu zu definieren. Ausschlaggebend dafür sind oft Änderungen der inneren Einstellung und der Lebensumstände und weniger die kluge Zusammenstellung spezifischer Trainingsmethoden und Übungen.

Hierin versteckt sich auch das Fünkchen Wahrheit hinter den schwierigen Thesen “in einem gesunden Geist steckt ein gesunder Körper!” oder “der Körper ist der Spiegel der Seele”, die auf eigensinnig interpretierte Weise Einzug in unser Denken gefunden haben.

 

Irgendwo gibt es sie - die Menschen, welche erfolgreich die Kilos auf den Hüften losgeworden sind und jetzt ein neues, glücklicheres Leben führen. Diese Menschen sind dadurch auch hoch erfolgreich im Job und in der Liebe geworden. Irgendwo sind sie! Man findet man sie selten auf der Straße, aber in den Erfolgsstorys diverser Trainer*innen und Abnehmprogrammen in den Sozialen Medien. Dort fristen so ihr ewiges Dasein - bauchfrei und mit Duck-face.

 

Die Optik-Zufriedenheits-Verzerrung:

Menschen, die übergewichtig waren und abnehmen sind nicht nur gesünder, sondern auch zufriedener.

ABER: Ein weiter “optimiertes Äußeres”, wie im Bodybuidling oder auch bei anderen Sportler*innen führt nicht automatisch zu noch mehr Zufriedenheit [5].

Es ist ähnlich wie mit der uralten Frage ob mehr Geld glücklich macht. Je nachdem wo der Ausgangswert liegt...

Fitness-Expert*innen selbst zeigen sich häufig besonders unzufrieden mit ihrem körperlich Äußerem [6] [7] [8] . Sie verspüren einen hohen Druck. Denn der eigene Körper wird zum stärksten Medium für Marketing. Genau diese Menschen füttern damit aber auch den gesamtgesellschaftlichen Druck. Überhöhte optische Standards werden so zum anerkannten Zeichen für Fitness und Zufriedenheit mit sich selbst, obwohl es keinerlei klaren Zusammenhang zwischen dem objektiv Äußerem einer Person und ihrer Innensicht gibt!

 

Zusammengefasst:

Bewegung und Sport sind unglaublich wertvoll, wenn sie mit Freude und Lust verbunden sind. Zusätzlich nimmt Training einen ernstzunehmenden Bereich unserer medizinischen Versorgung ein.

Dennoch müssen wir es schaffen dieses verzerrte Bild loszuwerden:

 

Knackpo ≠ Zufriedenheit mit sich selbst

[*]Anmerkung zur Meta-Analyse [1]:

Diese Arbeit fasst sowohl Correlations-Studien als auch Interventionsstudien getrennt zusammen. Die Autoren gehen von einem anderen Wirkmechanismus aus als ich es in diesem BEitrag tue. Die Autoren bschreiben im Diskussionsteil eine Kausalitätskette von Training, zu Abnehmen, zu besserem Körperbild. Ich teile diese Auffassung nicht und sie wird in dieser Meta auch nicht behandelt. Sie ist somit lediglich die Meinung der Autoren die ich aus dargestellten Gründen nicht teilen kann.

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