Die COVID-19 Pandemie hat uns fest im Griff. Neben der direkten gesundheitlichen Gefahr und den wirtschaftlichen Folgen der nötigen Maßnahmen, ist die aktuelle Situation für viele Menschen auch eine psychische und soziale Belastung.
Ein bemerkenswerter Stressor für Menschen (und andere Tiere) ist Unsicherheit, Angst und damit verbundene Erwartungshaltungen. (Dies wurde schon lange in Kriegen beobachtet hier.)
In einer ungewissen Zeit ist es wichtig, verlässliche Informationen zu bekommen. Das gestaltet sich jedoch zunehmend schwierig. Die Verbreitung jeder Information, egal welcher Qualität, wird schneller und einfacher.
Es gibt auch kaum Wächter-Institutionen und Kontrollorgane, welche den freien Informationsfluss überwachen. Was sich allgemein als "gute", demokratische Entwicklung beschreiben lässt, führt gleichzeitig zu mehr unterschiedlicher Missinformation, Hypes und Unsicherheiten.
Selbst jene Personen, die sich Tag und Nacht mit den Herausforderungen für unsere Gesellschaften beschäftigen, sind vor Ungewissheiten und Rätsel gestellt. Niemand weiß wirklich, was die ”richtigen” Maßnahmen sind. Uns anderen bleibt nur darauf zu vertrauen, dass jeder eingebundene Mensch in Politik, Forschung und Gesundheitswesen ihr Bestes gibt, um die Situation zu regeln.
Wir sind resistent!
Nichtsdestotrotz - wir Menschen sind irrsinnig resistente Affen, die in der Vergangenheit immer wieder Krisen überstanden. Generationen von Kindern konnten (beispielsweise während Kriegszeiten) die Schule nicht besuchen, wurden später aber trotzdem ein wertvoller Teil der Gesellschaft.
Selbst die im ersten Lockdown geäußerten Bedenken bezüglich erhöhter häuslicher Gewalt wurden teils relativiert ( siehe hier). Obwohl gesagt werden muss, dass jeder Fall einer zu viel ist und die Relativierung eines solchen Themas immer hypokratisch wirkt.
Die heutige Situation unterscheidet sich aber in jedem Fall grundlegend von bisherigen Krisen. Für uns Menschen ist es wohl natürlich, sich in schwierigen Zeiten gegenseitig zu unterstützen, näher zusammenzurücken und sich gegenseitig Schutz zu bieten. Die Eindämmung des Corona-Virus erfordert von uns aber das genaue Gegenteil. Soziale Verantwortung soll gezeigt werden, indem wir auf Distanz gehen und zu Hause bleiben. Offensichtlich fällt uns das schwer.
Im Moment versuchen wir alle, mit den Maßnahmen zurechtzukommen. Diese akuten Erste-Hilfe-Strategien der Politik zielen darauf ab, Zeit zu gewinnen und die medizinischen und wirtschaftlichen Auswirkungen möglichst geringzuhalten. Diese Herangehensweise ist wohl notwendig. Gleichzeitig sollten wir uns persönlich auch um unsere soziale, mentale und emotionale Gesundheit kümmern.
Hier unsere 5 wichtigsten Tipps:
1) Halte dich fit!
Suche dir eine sportliche Aktivität, die dir Spaß macht. Am besten wäre natürlich Sport an der frischen Luft. Vielleicht hast du sogar die Möglichkeit auch im Winter noch etwas natürliches Sonnenlicht zu bekommen. Eine Runde Laufen in der Mittagspause oder ein paar Gymnastikübungen im Park bieten sich an.
Außerdem gibt es von vielen Fitness- und Gesundheitsanbietern gerade online Programme. Diese sollten nie selbstgesteuerte Bewegung ersetzen, bieten aber eine spaßige Abwechslung. Auch wir bieten im Moment eine Bewegungseinheit mittwochs und sonntags an (siehe hier)
2) Finde einen möglichst geregelten Alltag!
Eine Routine - allen voran ein möglichst konstanter Schlafrhythmus - werden als entscheidende Faktoren erachtet. Ein gesunder Erwachsener benötigt ca. 8 Stunden Schlaf, günstigerweise vor Mitternacht.
3) Finde Möglichkeiten zur Entspannung!
Dieser Punkt kann im Homeoffice eine besondere Herausforderung sein. Arbeit und Freizeit verschwimmen oft ineinander und es wird schwerer Abstand zu gewinnen. Geregelte Auszeiten, ein kurzer Spaziergang oder ein Powernap können auf Dauer Wunder wirken.
Es gibt auch eine große Auswahl an formalen Entspannungsübungen die sowohl von Physiotherapeut*innen als auch Psychotherapeut*innen angewendet werden. Lies dazu hier weiter.
4) Halte soziale Kontakte aufrecht!
Das Privileg der Fernkommunikation... Wir leben im Zeitalter der Kurznachrichten. Wie schön ist es doch mal ein echtes Gespräch zu haben. Ruf mal wieder deine liebsten Menschen an :-)
5) Vermeide zu viele unzuverlässige, stressende Informationsquellen
Rolf Dobelli (hier) und später Nassim Taleb (hier) haben mich (Peter) schon vor vielen Jahren davon überzeugt, dass mehr Information nicht immer vorteilhaft ist. Dies bestätigte sich nicht nur in der Psychologie (ein kurzer Bericht hier), sondern auch in der Evolutionsbiologie (jüngst vor allem durch Donald D. Hoffman als erstes in diesem Paper und später ein besonderes Schmankerl hier).
Weitere Maßnahmen
Obwohl nicht so effektiv kommuniziert, gibt es auch dafür von offizieller Seite entwickelte Maßnahmen. Hier jene, die uns am Besten gefallen:
WHO E-Book “Doing what matters in times of stress”:
Die WHO zeigt uns an einem wunderbar illustrierten E-book die wichtigsten Strategien für persönliches Stressmanagement. Der Zugang ist simpel, verständlich und anwendbar. Das E-Book ist gratis und in neun Sprachen erhältlich.
https://www.who.int/publications/i/item/9789240003927
Handlungsempfehlungen des Sozialministerums:
Das BM für Soziales, Gesundheit Pflege und Konsumentenschutz hat neben vielen anderen Informationen zum Thema COVID-19 auch Handlungsempfehlungen veröffentlicht, die auf unterschiedliche Zielgruppen abgestimmt sind und ebenfalls leicht verständlich sind. Es gibt Empfehlungen zur psychischen Gesundheit für die allgemeine Bevölkerung, Eltern und Kinder, Betreuer*innen von älteren Menschen und andere. Ein Blick in die Empfehlungen lohnt sich:
https://www.sozialministerium.at/Informationen-zum-Coronavirus/Coronavirus---Fachinformationen.html
Du bist mein Held – Was Kinder gegen COVID-19 tun können:
Ein Bilderbuch für Kinder und deren Bezugspersonen auf der ganzen Welt. Das Buch ist aus einem internationalen Projekt entstanden und in vielen Sprachen, auch Deutsch, gratis downloadbar. Verschiedene Strategien, wie mit Emotionen und Stress umgegangen werden kann sind in eine Geschichte verpackt.
Informationen zum Erhalt psychischer Gesundheit während der COVID-19 Pandemie:
Das öffentliche Gesundheitsportal Österreich bietet ebenfalls einen kurzen Artikel zur psychischen Gesundheit, der weiterführende Links und Infomaterial beinhaltet.
https://www.gesundheit.gv.at/aktuelles/psychische-erkrankungen-boep-studie
Update 23.02.2021:
Hier noch ein wunderbarer Bericht im knowable magazine zur mentalen Gesundheit unserer Kinder in der COVID Pandemie:
https://knowablemagazine.org/article/mind/2021/kids-covid-generation-road-ahead?utm_source=email&utm_medium=knowable-newsletter&utm_campaign=newsletter-02-07-2021&
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